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Другий семінар з художнього перекладу "Між Сходом і Заходом"

23-24 квітня 2009 у Ґете-Інституті (Київ) відбудеться другий семінар з літературного перекладу. Серед тем семінару: питання про ритмізацію прози та інтертекстуальність у перекладі.

На основі колективного перекладу двох оповідань сучасної німецької письменниці Герти Мюллер обговорюватимуться проблеми цитування, паузи в тексті, «атмосфера, виражена через ритм», віршовий розмір у прозі та техніка його перекладу, змінене вживання сталих виразів та мовних штампів. У центрі уваги також - політизація літератури, колективна пам'ять, метафора сну та спогаду.

Герта Мюллер (1953 р.) народилася і виросла в німецькомовному Банаті, в Румунії. Вивчала романістіку і германістику, працювала вчителькою німецької мови, перекладачкою на заводі, вихователькою в дитячому садку. У 1987 році емігрувала до Німеччини через політичні переслідування, зараз живе в Берліні. Герта Мюллер випустила дві збірки оповідань, декілька романів, збірки есеїв, декілька збірок віршів-колажів, змонтованих зі слів, вирізаних авторкою з періодичних видань.

Її твори відзначено численними літературними преміями, зокрема премією «Аспекти» (1982), премією ім. Генріха Кляйста (1994), премією ім. Франца Кафки (1999), Берлінською літературною премією (2005), літературною премією ім. Вальтера Хазенкльовера (2006).

Творчість Герти Мюллер - одне з найвизначніших явищ сучасної німецької літератури. Літературний критик Франц Крістіан Деліус говорив, що для Герти Мюллер визначальною є «поетична сутність» її прози. Сама Герта Мюллер писала про свої вірші-колажі: «у багатьох колажах проступає Румунія і проступає диктатура. Хай вона більше не на передньому плані та не одразу впадає в око, але вона присутня в моїх текстах, навіть якщо їхня тема - інша».

Пропоновані оповідання взяті із збірки «Низини» (Бухарест, 1982).

Кількість учасників обмежена. З питань участі у семінарі звертайтеся до Ґете-Інституту в Києві не менше ніж за місяць до початку наступного семінарського циклу.

Herta Müller
Der deutsche Scheitel und der deutsche Schnurrbart

Kürzlich kam ein Bekannter aus einem nahegelegenen Dorf zurück. Er wollte dort seine Eltern besuchen.
Im Dorf dämmert es den ganzen Tag, sagte er. Es wird weder Tag noch Nacht. Es gibt weder eine Morgendämmerung noch eine Abenddämmerung. Die Dämmerung ist in den Gesichtern der Leute.
Er erkannte niemand, obzwar er viele Jahre in diesem Dorf gelebt hatte. Alle Leute hatten die gleichen grauen Gesichter. Er tappte an diesen Gesichtern vorbei. Er grüßte sie und bekam keine Antwort. Er stieß ununterbrochen gegen Wände und Zäune. Manchmal ging er durch Häuser, die quer über den Weg gebaut waren. Alle Türen schlugen krächzend hinter ihm zu. Wenn er keine Tür mehr vor sich hatte, wußte er, daß er wieder auf der Straße stand. Die Leute redeten, aber er verstand ihre Sprache nicht. Er konnte auch nicht unterscheiden, ob sie weit von ihm oder nahe neben ihm gingen, ob sie sich auf ihn zu oder von ihm weg bewegten. Er hörte einen Gehstock an eine Wand klopfen und fragte einen Mann, wo seine Eltern sich befänden. Der Mann sagte einen langen Satz, in dem mehrere Wörter sich reimten, und zeigte mit dem Gehstock ins Leere.
Unter einer Glühbirne hing eine Tafel, auf der Friseurladen stand. Der Friseur leerte einen Blechnapf mit Wasser und weißem Schaum durch die Tür auf die Straße. Mein Bekannter betrat den Raum. Auf Bänken saßen alte Männer und schliefen. Sobald sie an der Reihe waren, rief der Friseur sie beim Namen. Von seinem Ruf wachten einige der Schlafenden auf und wiederholten im Chor den gerufenen Namen. Der Gerufene wachte auf, und während er sich auf den Stuhl setzte, der vor dem Spiegel stand, schliefen die anderen wieder ein.
Deutscher Scheitel? fragte der Friseur?
Der Gefragte nickte und schaute stumm in den Spiegel. Die Männer auf den Bänken schliefen anscheinend ohne Atem zu schöpfen. Sie saßen starr wie Leichen. Man hörte die Schere im Raum.
Der Friseur leerte den Blechnapf durch die Tür auf die Straße. Mein Bekannter stand dicht neben dem Wasserstrahl. Er lehnte mit dem Rücken am Türrahmen. Der Friseur spitzte die Lippen, als würde er pfeifen. Er pfiff nicht. Er schaute streng in die Gesichter der Schlafenden. Dann schnalzte er. Plötzlich rief der Friseur den Namen seines Vaters. Einige Männer wachten auf und wiederholten mit weit aufgerissenen Augen den Namen seines Vaters im Chor. Ein Mann mit grauem Gesicht und einem schwarzen gezwirbelten Schnurrbart erhob sich und ging auf den Stuhl zu. Die Männer auf den Bänken waren wieder eingeschlagen.
Deutscher Scheitel? Fragte der Friseur.
Deutschen Scheitel und deutschen Schnurrbart, sagte der Mann. Man hörte die Schere im Raum, und die gezwirbelten Schnurrbartenden fielen zu Boden.
Mein Bekannter ging auf Zehenspitzen auf den Stuhl zu. Vater, sagte er, und der Mann auf dem Stuhl schaute stur in den Spiegel. Er tippte ihm mit der Hand auf die Schulter. Der Mann vor dem Spiegel schaute noch sturer in den Spiegel. Der Friseur hielt die Schere weit offen in der Luft. Er drehte die gespreizte Hand und ließ sie einmal rund um seinen Daumen kreisen. Mein Bekannter ging auf seinen Platz zurück und lehnte sich mit dem Rücken wieder an den Türrahmen. Der Friseur pinselte dem Mann auf dem Stuhl mit gespreizten Fingern die Haarborsten an der Kehle ein. Es schwebte grauer Staub zwischen den Gesichtern vor dem Spiegel. Der Friseur leerte den Blechnapf durch die Tür auf die Straße. Der Mann schlüpfte dicht neben dem Wasserstrahl durch die Tür. Mein Bekannter ging auf Zehenspitzen auf die Straße. Der Mann ging vor ihm her, oder war das ein anderer Mann? Die Dämmerung trat dicht vor sein Gesicht. Er sah nicht mehr, ob die Person auf ihn zukam oder sich von ihm entfernte. Dann merkte er, daß sich der Mann von ihm entfernte, aber sein Weggehen sah wie ein Untergehen aus, obwohl die Straße eben war. Mein Bekannter stieß gegen mehrere Zäune und Wände. Er ging durch mehrere quer über den Weg gebaute Häuser auf den Bahnhof zu.
Er hatte beim Gehen starke Rückenschmerzen und wußte, daß er sehr lange am Türrahmen gelehnt hatte. Er spürte starke Schmerzen in den Fingern und wußte, daß er viele Türen aufgestoßen hatte. Als sich der Zug dem Bahnhof näherte, spürte er starke Halsschmerzen und wußte, daß er die ganze Zeit über mit sich selbst geredet hatte.
Er sah den Bahnwärter nicht. Aber der Bahnwärter pfiff lange und schrill. Der Zug machte viel Wind, als er sich näherte. Der Zug pfiff kurz und heiser. Zwischen der Dämmerung und dem Dampf des Zuges stand ein Baum, dicht neben den Schienen. Der Baum war ausgedorrt. An seinem Stamm war noch immer das Schild. Aus dem fahrenden Zug sah mein Bekannter, daß auf dem Schild nicht mehr wie früher der Name des Dorfes, sondern bloß BAHNHOF stand.


Schwarzer Park

Im Wohnblock hocken, im Quader hocken und zuhören, wie der Wind an den Türen reißt, und horchen, nur weil die Tür nicht schließt.
Immer glauben, daß jemand kommt, und dann ist es Abend und zu spät für diesen Besuch.
Immer zusehen, wie sich der Vorhang beult, als käme ein riesiger Ball herein ins Zimmer.
In den Vasen stehn die Blumen in so großen Sträußen, daß sie bloß ein Dickicht sind, schön und zerrüttelt, als wäre das ein Leben.
Und die Mühe, die man hat, mit diesem Leben.
Über Flaschen steigen, die noch von gestern auf dem Teppich stehn. Die Kastentür weit offen, wie in einer Gruft liegen die Kleider drin. So leer, als gäbe es den nicht, dem sie gehören.
Der Herbst für die Hunde im Park, für die späten Hochzeiten in den Sommergärten im November, mit geliehenem Geld und großen feuerroten Blumen und Zahnstochern in den Oliven.
Die Gegend voller Bräute in geliehenen Autos, die Stadt voller Fotografen mit karierten Mützen. Hinter den Kleidern der Bräute reißt der Film.
Blauäugiges verrunzeltes Mädchen, wo gehst du hin früh am Morgen über soviel Asphalt? Jahrelang durch den schwarzen Park.
Als du sagtest, der Sommer kommt, hast du nicht an Sommer gedacht. Und was redest du jetzt vom Herbst, als wär diese Stadt nicht aus Stein, als welkte an ihr je ein Blatt.
Deine Freunde haben Schatten im Haar und sehen dir zu, wie du traurig bist, und gewöhnen sich daran, und finden sich damit ab. Das bist du. Was kann man da tun, wenn egal wovon die Rede ist, vom Verlieren die Rede ist. Was hilft da noch, wenn die Angst in den Weingläsern hilft gegen die Angst und wenn die Flasche immer leerer wird.
Wenn das Lachen schallend ist, wenn sie sich biegen vor Lachen, wenn sie sich zu Tode lachen, was hilft da noch?
Und wir sind doch noch jung.
Und ein Diktator ist wieder gestürzt, und die Mafia hat wieder einen umgebracht, und ein Terrorist liegt im Sterben in Italien.
Du kannst nicht trinken, Mädchen, gegen deine Angst.
Du nippst an diesem Glas wie all die Frauen, die kein Leben haben, die nicht hineinpassen in den Kram. Auch nicht in ihren eigenen.
Dir wird es noch schlecht ergehen, Mädchen, sagen deine Freunde.
Es ist schal in deinen Augen. Es ist schal und abgestanden, dein Gefühl. Es ist schade um dich, Mädchen, es ist schade.

 

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